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Das Kapitel behandelt ihre zweite gemeinsame Nacht, als Zenani Sabéer „überfallen“ hat.

Der „Überfall“

Sabéer

Er öffnete die Tür und hielt inne. Zenani saß auf seinem Bett, ihr Rücken an dem hölzernen Kopfende gelehnt und die Augen geschlossen.

Sie war nackt. Neben ihrer Hand lag eine Bürste und ihre Haare ringelten sich in krausen Strähnen, da sie erst zur Hälfte getrocknet waren. Sie musste ein Bad genommen haben, war dann zu ihm gekommen und auf seinem Bett eingeschlafen.

Lächelnd schloss Sabéer die Tür hinter sich und achtete darauf, keinen Laut zu verursachen. Mit bedächtigen Schritten ging er zu seinem Tisch und verstaute die Münzen, die er heute Abend eingenommen hatte, bei den anderen. Der Berg aus Gold wuchs mit jedem Tag. Seine Mitspieler in der Goldenen Henne verstanden gar nicht, was vor sich ging. Ab und an suchte Sabéer auch andere Tavernen auf, um sein Geschäft zu erweitern und den Männern eine Verschnaufpause zu gönnen. Am Ende trieb es ihn jedoch immer zurück.

Er schloss die Schublade wieder. Dann machte er sich mit dem Wasser aus der bereitstehenden Schüssel sauber. Er war gerade dabei, den Dreck und Schweiß zwischen seinen Beinen zu entfernen, als seine Prinzessin aufwachte.

„Sabéer, du bist zurück!“ Ihre Augen leuchteten freudestrahlend und sein Herz machte einen Satz. „Ich habe auf dich gewartet, aber muss eingeschlafen sein.“

„Wenn du müde bist, kannst du weiterschlafen, Prinzessin. Der Bequemlichkeit dieses Bettes kann niemand entkommen. Es bietet genügend Platz für uns beide.“

Sie grinste. Dann zuckte ihr Blick zu seiner Hand, die während ihres Gesprächs weiter zugange gewesen war und das Gemisch aus Wasser und Seife verteilt hatte. Ihre Wangen nahmen die vertraute Röte an. „Ich wollte eigentlich mit dir baden. Doch der Tag war anstrengend gewesen und ich war so verschwitzt, dass ich nicht länger hatte warten können.“

„Hm, wenn du dann immer nackt in meinem Zimmer auf mich wartest, habe ich nichts dagegen.“ Der Schwamm fuhr durch seine dunklen Locken. Die Augen der Prinzessin waren wie gefesselt auf ihn gerichtet und sie presste die Lippen aufeinander. Ah, jeder Tag mit ihr war amüsanter als der vorherige. Er drückte den Schwamm aus und setzte sich zu ihr. Sie beugte sich seinem Kuss entgegen.

„Was hast du heute gemacht?“, fragte er. „Du wolltest in die nächste Stadt reiten, nicht? Um dort neue Pferde zu kaufen.“

„Ja. Ich habe aber nur eines gefunden, das mir gefallen hat. Die anderen hatten nicht den richtigen Charakter oder sie waren zu langsam. Eines hat immer wieder nach mir gebissen!“

Sie griff nach ihrer Bürste, doch Sabéer nahm sie ihr ab. „Nein, lass mich“, sagte er. Lächelnd drehte sich die Prinzessin um, sodass sie ihm ihren Rücken zugewandt hatte. Mit behutsamen Strichen begann er, ihr Haar zu bürsten.

„Ich konnte heute wieder reiten“, erzählte sie.

„Warum solltest du es nicht können?“

„Nun, gestern tat es weh. Aber ich habe mich geschont und mir eine Salbe besorgt, die geholfen hat.“

Er stoppte in seinen Bewegungen. „Ah.“ Seine Mundwinkel zuckten.

Sie drehte ihren Kopf zu ihm und ihr Blick verriet ihm, woran sie dachte. „Wir können heute wieder beieinanderliegen.“

Er prustete los. „Du bist immer so direkt. Haben wir das gestern nicht auch getan? Ich kann mich erinnern, dass du in meinen Armen gelegen hast und unsere Finger miteinander beschäftigt waren.“

„Ich weiß und es hat mir gefallen! Aber ich möchte dich wieder in mir spüren. Dieses Gefühl war unbeschreiblich, so, als wären wir miteinander verbunden.“

Er strich mit seinem Handrücken über ihre Haut und die Prinzessin schloss genussvoll die Augen. „Ich glaube, dass wir noch einen Tag warten sollten. Ich will sichergehen, dass du dich beim nächsten Mal wohlfühlst.“

„Ich habe mich doch vorher auch wohlgefühlt. Es hat nur ein bisschen gebrannt.“

„Zenani …“

In ihrem Blick loderte ein Feuer. „Nein, Sabéer. Ich weiß, was ich brauche.“ Sie schwang ein Bein über seines, sodass sie auf seinem Schoß hockte. Gott, wie weich ihre Haut war. „Ich sehne mich nach dir. Willst du mich nicht?“

Er packte ihre Taille und zog sie näher, bis ihr Atem sich mit seinem vermischte. „Wie kannst du so etwas fragen? Ich will dich zu sehr, obschon ich weiß, dass wir warten sollten.“

„Wir müssen nicht warten.“ Ihre Lippen umschlossen seine. Ah, seine Prinzessin hielt sich nie zurück. Er kostete sie lange, während er ihre Haut liebkoste, bis sie zarte, ungeduldige Töne von sich gab.

Danach legte er sie hin und beugte sich über sie. „Bist du dir sicher?“

Sie nickte. „Du wirst mir nicht wehtun, Sabéer.“ Ihre Augen waren voller Vertrauen. Sie lag vor ihm und sah wie die Göttin aus, die er einst anzubeten versprochen hatte. Es war nicht nur ihr Körper, der ihn verzaubert hatte. Es war ihr gesamtes Wesen, weil sie ihn so nahm, wie er war. Mit allen Fehlern und Schwächen.

Gott sei ihm gnädig. Manchmal fragte er sich, ob so einer wie er die Prinzessin verdient hatte. Aber er wollte nicht näher darüber nachdenken. Er wollte nur noch fühlen, ihr alles geben, was sie brauchte. Sie wurden zum zweiten Mal eins und dieses Mal genoss es auch die Prinzessin.

Ihre Lippen streiften sein Ohr, als sie schließlich erschöpft und ineinander verschlungen in seinem Bett lagen. „Siehst du? Ich wusste, dass es geht.“

Seine Brust vibrierte in einem leisen Lachen. Ah, seine Zenani war eine Frau ohne jeglichen Zweifel über sich und ihre Bedürfnisse.

Er …

Ein gefährliches Wort erschien in seinem Kopf. Es war hastig, übereilt, unvernünftig.

Doch es fühlte sich richtig an. Seine Prinzessin fühlte sich richtig an.

Sie gehörten zusammen.

ENDE

Übrigens:

Ich spiele mit dem Gedanken, eine zweite Novelle mit diesem Pärchen zu schreiben. Darin würde es dann darum gehen, wie sie in ihrem neuen gemeinsamen Leben zurechtkommen. Mal gucken, ob mich die Muse dafür noch packt 🙂

Neugierig, woran ich noch schreibe?

Ich habe die ersten drei Kapitel meines neuen Romans, der 2023 erscheinen soll, online gestellt. Es ist ein Dark-Romance-Roman mit Werwölfen und Hexen, also weitaus düsterer als Zenanis und Sabéers Geschichte. Falls du daran interessiert bist, schau gern hinein!

Unter Monstern (Dark Romance, Erste Leseprobe)

Er hasst mich, weil ich Schuld am Tod eines geliebten Menschen von ihm habe. Also will er meinen Willen brechen und mich am Boden liegen sehen. Was er nicht weiß?

Ich halte mehr aus, als er glaubt.